Streifzug durch die „Sin City“ Las Vegas

Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen von Las Vegas wird es deutlich: Diese Stadt ist anders. Statt einer leeren Gepäckhalle heißt hier eine ganze Armee bunter Spielautomaten die Reisenden aus aller Welt willkommen. Hier wartet niemand mit Blumen in der Hand auf Angehörige und Freunde. Die Leute sitzen lieber vor den Einarmigen Banditen und werfen geduldig immer neue Münzen hinein.

Es düddelt, fiept und klingelt an jeder Ecke. Irgend ein Glücksritter ist immer dabei, der den grellen Automaten ein paar Dollar entlockt. Schon ertönt die Siegermelodie und signalisiert damit allen anderen Glücksrittern „Hey, ihr seid auch gleich dran, werft noch ein paar Dollars ein“. Die Koffer verkommen zur reinen Nebensache. Willkommen in Las Vegas.

“The Strip” - Las Vegas

 

Dass ihre Siedlung einmal zur Hauptstadt des Glücksspiels werden würde, haben sich die Mormonen wohl nicht erträumt, als sie 1856 auf dem Fleckchen Erde ihre Kirche errichteten, das später einmal als „Sin City“ zum Inbegriff für Laster aller Art werden sollte: Spielsucht, Sex und Alkohol.

Eigentlich waren die Mormonen gekommen um die dort lebenden Paiute Indianer zum Christentum zu bekehren. Doch nur drei Jahre später gaben die Anhänger der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ wie sich die Mormonen auch nennen, diesen staubigen Teil im heutigen US-Bundesstaat Nevada wieder auf. Die US Armee kehrte in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zurück und errichtete das „Fort Baker“. Der Standort wurde zu einem wichtigen Stützpunkt unzähliger Pioniere, die an den vielen Quellen in der Gegend neue Kraft sammeln konnten um anschließend weiter ihren Weg nach Kalifornien durch das unwirtliche Death Valley zu finden oder aber Richtung Osten nach New Mexico zu ziehen. Einige blieben, schließlich kam die Eisenbahn und so wurde am 15. Mai 1905 die Stadt „Las Vegas“, übersetzt „Die Ebene“, offiziell gegründet.

Pussycat Dolls

Ihren Boom erlebt Las Vegas mit der Legalisierung des Glücksspiels im Frühjahr 1931. Mit dem Bau des Hoover-Dams ganz in der Nähe an der Grenze zu Arizona kommen immer mehr Menschen in die Stadt. Die ersten Nachtclubs eröffnen und 1938 spricht Guy McAffee, Betreiber der „Pair-O-Dice“ Clubs zum ersten Mal vom „Strip“. So nennt sich auch heute noch die „Hauptstraße“ der Spielhöllen, die sich einmal von Nord nach Süd durch ganz Las Vegas zieht. Eine Reeperbahn im Megaformat, fast sieben Kilometer lang. Nirgendwo sonst kann man so schnell Heiraten und sich auch gleich wieder scheiden lassen. Hier findet man fast alle Hotels, die Las Vegas berühmt gemacht haben: Im Norden das Stratosphere, das 365 Meter hohe Turmhotel auf dessen Spitze sich todesmutige im „Big Shot“ 40 Meter in die Höhe katapultieren lassen, um anschließend die gleiche Strecke wie im freien Fall nach unten zu stürzen. Im Süden das Luxor, eine Vier-Sterne-Hotelpyramide mit eigener Sphinx und einem an der Spitze senkrecht angebrachten Megascheinwerfer, dessen Lichtstrahl selbst im 440 Kilometer entfernten Los Angeles sichtbar ist.

Buntes Märchenschloss Excalibur
Quietschbuntes Märchenschloß „Excalibur“

Las Vegas in der Krise – Für Europatouristen jetzt besonders attraktiv

Die Amerikaner sind keine Weltenbummler, statt dessen holen sie sich die Attraktionen des Planeten lieber nach Hause: Entlang des Strips haben sie ihr kleines Europa nachgebaut: Das „Venetian“ mit Rialto-Brücke, das „Paris“ mit Eiffelturm und Triumphbogen oder das „Excalibur“, ein kitschig buntes Märchenschloss neben dem sogar Neuschwanstein wie eine Holzbaracke erscheint. Bei soviel Gigantismus ist es natürlich nicht verwunderlich, dass so manches Hotel in Las Vegas nur wenige Jahre übersteht, bis es neuen Projekten weichen muss. Doch die Boomzeit ist vorbei. Las Vegas steckt dieser Tage in der Krise. Ausbleibende Touristenströme und schlechte Konjunkturdaten der US-Wirtschaft haben der Stadt schwer zugesetzt. Die Aktienkurse der Hotelgiganten befinden sich im freien Fall, hunderten Angestellten wurde gekündigt. Für Touristen mit schmalem Geldbeutel ist das gar nicht so schlecht. So kann man sich derzeit über günstige Übernachtungspreise von unter 50 Dollar freuen. Auch eines der größten Bauprojekte der letzen Jahre mitten am Strip steht still: Kein geringerer als Donald Trump plante hier ein ehrgeiziges Hotelprojekt. Dies wurde im Mai nun erst einmal auf Eis gelegt. Zurück geblieben ist eine riesige Baustelle. Wann es weitergeht, steht noch nicht fest.

Baustelle in Las Vegas
Der Bauboom in Las Vegas ist nicht zuletzt auch durch die Immobilienkrise in den USA ins Stocken geraten.

Langsam besinnt man sich in der Spielerstadt darauf, seinen Besuchern mehr zu bieten als Glücksspiel am laufenden Band. Restaurants, Wellness-Hotels und Showprogramme machen mittlerweile den Großteil der Einnahmen aus. Casinos spielen nur noch die zweite Geige. Doch der schwache Dollar und die niedrigen Preise machen die Wüstenstadt gerade für Europatouristen jetzt besonders attraktiv. Wer frühzeitig bucht, kann schon ab rund 600 Euro einen Flug ergattern.

Flamingo Hotel
Nicht so spektakulär, aber aufgrund seiner Geschichte immer noch eine der bekanntesten Adressen in Las Vegas: Das Flamingo Hotel.

Eines der ersten Hotels am Strip war das „Flamingo“, das 1946 von dem Mafiosi Bugsy Siegel eröffnet wurde und als Kulisse für so manchen Hollywood-Streifen diente. So die Originalversion von „Oceans Eleven“ mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr, oder den etwas abgedrehten Streifen „Fear and loathing in Las Vegas“ mit Johnny Depp und Benicio del Toro. Bis vor kurzem zierte hier ein überdimensionales Foto von Soulstar Toni Braxton die Frontseite des Hotels. Der Weltstart trat hier noch bis zum Frühjahr allabendlich live auf. Aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme musste Braxton das Showprogramm jedoch im April absagen. Ende Mai wurde es dann auch von der Hotelleitung offiziell abgesetzt.

Das jedes Hotel in Las Vegas über einen eigenen Casino-Bereich verfügt, versteht sich in dieser Stadt natürlich von selbst. Dabei sollte man sich nicht von allgemeinen Vorstellungen über Casinos täuschen lassen: Anzug oder Krawattenzwang herrscht in den Hotelcasinos in der Regel nicht. Die Gäste zocken Tag- und Nacht auch in T-Shirt und Shorts.

Kontrastprogramm Wüstentour

Tagsüber ist auf dem Strip nicht viel los. Wer sich dennoch auf die Straße verirrt, statt in den Casinos dem erhofften Millionengewinn nachzujagen, muss sich seinen Weg vorbei an den unzähligen mexikanischen Tagelöhnern bahnen, die an der Straße Spalier stehen um Coupons für die Nachtclubs und Striptease Bars abseits des Strips unters Volk zu bringen. Flyer verteilen, sicherlich einer der am miesesten bezahlten Jobs der Stadt.

Der Tag eignet sich für Las Vegas Besucher daher hervorragend für Ausflüge in die Umgebung der Spielerstadt. Ein Mietwagen ist dabei jedoch unerlässlich. Damit empfiehlt es sich, auf dem Highway 93 über den Hoover Dam gen Süden Richtung Phoenix zu fahren.

Highway 93
Endlose Straße – Der Highway 93

Rund 60 Kilometer weiter geht es links auf die Ferry Road durch Dolan Springs, einem verschlafenen Nest mitten im Nirgendwo. Von dort sind es dann nur noch einige Kilometer entlang er Diamond Bar Road bis zum Grand Canyon West.

Dolan Springs
Damit der Postbote nicht zu jedem einzelnen Haus muss, stehen die Briefkästen in Dolan Springs gesammelt an der Straße.

Hier wartet der Skywalk, die neueste Attraktion am Grand Canyon, auf seine Besucher. Erst im vergangenen Jahr fertig gestellt ragt in schwindelerregender Höhe hufeisenförmig eine Art „Balkon“ über den Abgrund. Der Boden ist mit Plexiglas ausgelegt, so dass der Besucher das Gefühl hat, über dem Canyon zu schweben. Nichts für schwache Gemüter. Das Gebiet und auch der Skywalk gehören dem Stamm der Hualapai Indianer. Für rund 25 US Dollar darf man den Skywalk betreten. Es werden aber auch Tagestouren mit oder ohne Übernachtung angeboten. Die Preise klettern dann je nach Angebot bis auf 200 Dollar. Noch ist das Gebiet um den Skywalk wenig erschlossen. Aber ein Hotel und weitere Touristenattraktionen sind zum Leidwesen der Umweltschützer geplant. Zu spät sollte man sich jedoch nicht auf den Weg machen. Schon ab halb vier am Nachmittag lassen einen die Ranger nicht mehr bis zum Skywalk vor.

Auch das berühmte Death Valley ist von Las Vegas mit dem Auto in wenigen Stunden zu erreichen und bietet ein willkommenes Kontrastprogramm zum Trubel in der Stadt. Hier sollte man allerdings eine Übernachtung in „Furnace Creek“ mitten im Valley in Betracht ziehen. Wer es rustikaler mag, kann findet dort auch einen Campingplatz.

Mesquite Sand Dunes
Die „Mesquite Sand Dunes“ im Death Valley

Obwohl der Pazifische Ozean nicht weit ist, zählt das von einer Bergkette umschlossene Death Valley zu einem der trockensten Gegenden der Erde. Im Sommer sind Temperaturen bis 50 Grad Celsius im Schatten keine Seltenheit. Hier ist es überlebensnotwendig, immer genügend Trinkwasser dabei zu haben. Auch ein leerer Benzintank kann hier sehr schnell gefährlich werden – normale Handys funktionieren im Death Valley mangels Funkmasten nämlich nicht. Damit die Autos die Fahrt durch das „Tal des Todes“ überstehen, hat die Parkverwaltung alle paar Kilometer Behälter mit Kühlwasser aufgestellt.

Badwater Basin
Das „Badwater Basin“ im Death Valley ist mit 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt Nordamerikas.

Ganz so tot wie sein Name ist das Death Valley aber nicht: Unzählige Tier- und Pflanzenarten haben sich auf das harte Leben spezialisiert. Tagsüber trifft man höchstens mal auf ein paar Kojoten, die an der Straße auf vorbeifahrende Urlauber warten, immer in der Hoffnung durch ihren treuen „Hundeblick“ etwas Futter zu ergattern, was man aber tunlichst unterlassen sollte.

Erst mit Einbruch der Dämmerung machen sich dann die anderen Tiere auf den Weg, immer auf der Suche nach Nahrung: Klapperschlangen, Eidechsen oder das Dickhornschaf, deren männliche Vertreter imposante Hörner tragen.

Kojote
Kojote am Wegesrand. Die Tiere haben die Hemmungen vor Menschen verloren und wagen sich bis auf wenige Meter an die Fahrzeuge heran.

The show must go on

Auch in Las Vegas beginnt das Leben erst wieder nach Sonnenuntergang: Jetzt lockt die die Nacht mit ihren zahlreichen Shows. Ein besonderes Highlight ist weltberühmte “Cirque du Soleil“, dessen verschiedene Themenshows allabendlich in unterschiedlichen Hotels aufgeführt werden. Atemberaubende Akrobatik, Musik und eine phantastische Bühnenshow zeichnen ihn aus. So zum Beispiel die Show „O“ im Hotel Bellagio. Hier wird die gesamte Bühne geflutet und der Cirque du Soleil präsentiert eine phantastische Wassershow mit akrobatischen Höchstleistungen über und unter dem kühlen Nass. Die Show wird bis auf wenige Tage das gesamte Jahr allabendlich dargeboten, die Eintrittspreise beginnen ab rund 95 US-Dollar.

Vulcano @ MirageFür Beatles-Fans lohnt sich ein Besuch im Hotel Mirage, jenem legendären Ort, in dem jahrelang die beiden Magier Siegfried & Roy mit ihren weißen Tigern und Löwen aufgetreten sind. Bis zu jenem denkwürdigen Tag im Oktober 2003, als Roy Horn während der Show von seinem weißen Tiger „Montecore“ angegriffen und schwerst verletzt wurde. Jetzt geht es musikalischer zu im Mirage. Das Beatles Musical „Love“ erzählt allabendlich mit einer Mischung aus Musik und Akrobatik die Geschichte der vier Ausnahmemusiker aus Liverpool. Auch das Beatles Musical ist eine Darbietung des Cirque Du Soleil Las Vegas und feierte im Sommer 2006 Premiere. Aber auch ohne Showticket ist das Mirage eine echte Attraktion: Allabendlich bricht dort vor dem Haupteingang der größte künstliche Vulkan der Welt aus und verwandelt den kleinen See vor dem Hotel in ein spektakulär feuriges Farbenmeer. Auch andere Hotels bieten regelmäßig kostenlose Attraktionen für ihre Besucher, so kann man vor dem Luxushotel Bellagio unweit vom Flamingo Hotel die „tanzenden Wasserfontänen“ bestaunen die sich jeden Abend im Rythmus der Musik auf und ab bewegen.

Der Las Vegas Monorail verbindet die wichtigsten Hotels am Strip

Monorail

Wer sich auf seinem Weg entlang des „Strips“ nicht vollends die Füße wundlaufen will und auch keine Lust hat, alle paar Minuten ein Taxi an den Straßenrand zu rufen, der kann auch mit dem „Monorail“, eine Einschienen-Hochbahn, zwischen den wichtigsten Hotels von Süd nach Nord hin- und herpendeln. Ein Tagesticket gibt es bereits ab neun Dollar. Die 2004 eröffnete Hochbahn verbindet das im Süden gelegene MGM Grand mit dem weiter nördlich gelegenen Sahara Hotel. Auf dem Weg dazwischen liegen viele der wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Strip. Las Vegas bietet dabei für jeden Geschmack etwas und für manchen Geschmack auch ein bisschen zu viel. Aber genau das macht diese verrückte Stadt mitten in der Wüste von Nevada so reizvoll.

Diese und weitere Fotos meiner Las Vegas Tour gibt es hier

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