Oh DHL, Dein Datenschutz

Gestern Vormittag erhielt ich wieder eine dieser gelben Kärtchen vom DHL-Boten im Postfach. Ich war zwar zuhause, aber geklingelt hat er natürlich nicht. Geschenkt. Wichtiger ist, was ich auf der Zustellungs-Notiz so fand. Oder besser gesagt: darunter.

Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg in die nächste Poststelle. Da die Schlange vor den Schaltern wieder länger war, schaue ich mir das gelbe Zettelchen etwas genauer an. Unter meinem Adress-Aufkleber war noch ein anderer zu sehen. Da die Aufkleber beschichtet sind, ließ sich der Obere kinderleicht abziehen.

Ach, interessant. Der Nachbar, ein Stück die Straße runter, erwartet wohl auch ein Paket. Jedenfalls lese ich hier den Namen einer ganz anderen, mir bis dato unbekannten Person. Anschrift und Sendungsnummer inklusive.

Ich ziehe mein Etikett komplett ab und mache am Schalter den Test: „Nabend, wollte was abholen“, sage ich. Der Postangestellte tippt pflichtbewußt die Sendungsdaten in seinen Computer.

Ich will dann doch schnell auflösen. „Ne, Moment, der bin ich gar nicht. Ich bin der hier“.

Ich reiche ihm den abgezogenen Aufkleber.

Zuhause angekommen will ichs wissen. Ich gebe die Sendungsnummer meines Straßennachbarn ein. Ah, das Paket wurde schon zugestellt. Aber nicht an ihn persönlich. Die Hausnachbarin hatte das Paket angenommen. Daher hatte sich der Paketbote wohl gedacht, er könne den Benachrichtigungszettel recyceln.

Stimmt, ich hätte das Paket in diesem Falle tatsächlich nicht bekommen: Zuhause angekommen gebe ich die Sendungsnummer meines Straßennachbarn ein. Das Paket wurde schon zugestellt. Aber nicht an ihn persönlich. Die Hausnachbarin hatte das Paket angenommen. Daher hatte sich der Paketbote wohl gedacht, er könne den Benachrichtigungszettel recyceln. Vielleicht google ich ihn mal, den Nachbarn. Vorname, Nachname, Adresse, freundliche Nachbarin, die kenne ich ja schon. Vormittags scheint er wohl nicht zuhause zu sein. Die nette Dame aber schon. Mal gucken, was mir Facebook dann noch so alles verrät…

„Ok“, sprichts unbeeindruckt und tippt die neuen Daten ein. Dann verschwindet der Mann hinterm Schalter ins Paketlager.

Wie? Das fand er jetzt gar nicht seltsam?

Er kommt zurück. Gibt mir mein Päckchen, und will sich verabschieden.

„Eine Frage hätte ich da doch noch“, werfe ich ein. „Ich hätte mir doch jetzt das Paket des Nachbarn abholen können, oder?“.

Nein, wäre nicht gegagen, sagt mein Gegenüber „Wir prüfen ja den Ausweis“.

„Das haben Sie doch bei mir jetzt auch nicht gemacht“, sagte ich.

Er überlegt kurz.

„Ja stimmt. Aber das ist ein Päckchen, da ist das nicht so schlimm. Bei Paketen prüfen wir.“

„Achso, na dann“

Ich verabschiede mich und gehe. Mit einem echt unguten Gefühl.

 

 

 

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