Car2Go: Ein Carsharing Angebot schafft sich ab

Car2Go Geschäftsgebiet Düsseldorf wird immer kleiner

Das car2Go Geschäftsgebiet in Düsseldorf wird immer kleiner, die Gebühren steigen.

Kleine Stadtflitzer überall verteilt, günstige Standardtarife und immer irgendwo ein Parkplatz in der Nähe: Was einst als tolles Carsharing-Projekt an den Start ging, schafft sich durch immer neue Zonen, Gebühren und Fahrzeuge mit unterschiedlichen Tarifen langsam aber sicher ab. Car2Go wird immer unattraktiver. Ein Erfahrungsbericht.

Was habe ich mich gefreut, als vor einigen Jahren Car2Go auch in meine Stadt kam. Fortan konnte ich in Düsseldorf mein eigenes Auto stehen lassen, wenn ich mal keinen Bock auf die Straßenbahn hatte. Eine Armada kleiner „Smarties“ standen überall im Stadtgebiet verteilt zum einheitlichen Tarif von anfänglich sogar 19 Cent pro Minute zur Verfügung. Per Smartphone App konnten die Fahrzeuge vorab reserviert und dann auch schnell genutzt werden. Perfekt. Abends mal mit Car2Go in die Altstadt, das Auto abgestellt und nach 2-3 Bier gemütlich mit der Straßenbahn zurück. Kein Problem. Einen Freund mal eben mit dem Auto zum Bahnhof bringen? Selbstredend. Quasi „um die Ecke“ stand stets zuverlässig ein Fahrzeug bereit.

Ich hatte mich damals auch schnell noch beim Mitbewerber DriveNow registriert. Man weiß ja nie. Jedoch war das Angebot für mich von Anfang an weniger attraktiv. DriveNow hatte schon damals verschiedene Fahrzeugmodelle zu unterschiedlichen Mietpreisen im Angebot. Wenn ich aber schnell von A nach B muss, möchte ich nur sehen, wo das nächste Auto steht. Ich möchte nicht erst vergleichen müssen, ob der Wagen in 100 Metern Entfernung vielleicht  teurer ist, als das Modell, dass in 180 Metern parkt. 

Nicht so bei Car2Go: Hier gab es nur den Smart und die hatten alle den gleichen Minutenpreis. Einfach. Unkompliziert. Zugegeben, nur für maximal zwei Passagiere geeignet. 

Car2Go - Wir vermissen Dich. Ja warum wohl?

Car2Go ist traurig: „Wir vermissen Dich!“ Ja warum wohl?

Mehr Fahrzeuge, mehr Tarife, weniger Einfachheit

Doch dann kam die Wende: Auch Daimler wollte ähnlich wie BMW mit DriveNow seinen Kunden eine breitere Fahrzeugpalette anbieten. Und so gesellten sich zum Smart alsbald auch die A-Klasse, GLA und CLA der Flotte hinzu. Vorbei war’s mit der Einfachheit: Unterschiedliche Fahrzeuge bedeuteten unterschiedliche Mietpreise. Schon wurde das Angebot ein Stück weit unübersichtlicher.

Schon seit einer Weile wunderte ich mich zudem über die stetig zurückgehende Zahl von Fahrzeugen, die in meinem Stadtteil zur Verfügung standen. Als ich dann eines Tages nach einer längeren Zugfahrt am Düsseldorfer Hauptbahnhof ankam und keine Lust mehr hatte, auf die Straßenbahn zu warten, kam die Erleuchtung: Ich fuhr mit einem in der Nähe stehenden Smart nach Hause und eine Stimme ertönte, die ich zuvor auf dieser Strecke noch nie vernahm: „Sie verlassen das Geschäftsgebiet von Car2Go“. Huch? Kurze Zeit später: „Sie sind wieder im Geschäftsgebiet von Car2Go“. Ok, alles gut.

Knapp fünf Euro extra für das Abmieten in der Sonderzone sind Spontanfahrt-Killer

Doch mit der Rechnung kam die Ernüchterung. Knapp 5 Euro sollte ich für das Abstellen des Fahrzeugs in der neuen „Sonderzone“, in der sich meine Wohnung plötzlich befand, zahlen. Whaaaaat? Damit wurde die Miete des Fahrzeugs vom Hauptbahnhof bis vor die Haustür bereits schon fast so teuer wie mit einem herkömmlichen Taxi. Für Spontanfahrten sind die Abstellgebühren der Killer.

Nun lese ich, dass ab September meine „Sonderzone“ abermals verkleinert wird. Gleichzeitig sollen die Mietpreise steigen. „Man beobachte die Nachfrage und passe die Gebiete daher immer an“. Ja nun, kein Wunder, dass die Nachfrage in Düsseldorf-Gerresheim stark nachgelassen hat. Ihr habt ja alles getan, das Angebot dort unattraktiver zu machen.

Durch die abermalige Einschränkung und Preissteigerung prognostiziere ich jetzt schon mal einen weiteren Rückgang der Nutzung. In 1-2 Jahren könnt ihr die Sonderzone dann auch ganz dicht machen. Es gibt einfach keinen guten Grund mehr, für diese Preise auf CarSharing zu setzen. Tagesüber ist der Öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut. In der Nacht ruft man sich dann doch ein Taxi, bevor man 1000 Meter zum einen von vielleicht nur noch zwei oder drei abgestellten Autos in der ganzen Sonderzone läuft.

Aber sagt nicht, dass es am mangelnden Interesse eurer Kunden gelegen hat!

PS: DriveNow ist leider auch keine Alternative, denn die Geschäftsgebiete sind, oh Wunder, mit car2Go ziemlich identisch. 

 

Wie hat Dir dieser Beitrag gefallen?

2 Kommentare

  1. Drive Now hat seit einiger Zeit auch einen wesentlichen Nachteil bekommen, der insbesondere bei kurzen Fahrten richtig nervig ist: 1€ Zwangsgebühr für die Versicherung.
    Da die Fusion von car2go und DriveNow ansteht, wird es wohl insgesamt künftig noch mehr Einschränkungen geben. Leider.

  2. Sie wollen nunmal nicht dir zu unkomplizierter Mobilität verhelfen – sondern sich die Taschen voller machen. ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert