Alexa für Kinder? Ein Erfahrungsbericht

Sprachassistenten im Kinderzimmer? Gut, kann man als Teufelszeug verdammen und das Ende der Welt herbeireden. Kann man aber auch sachlich betrachten und Pro- und Contra gegeneinander abwägen. Mein mittlerweile sechsjähriger Sohn kennt Alexa seit er sprechen kann. Und was soll ich sagen? Er lebt noch! Aber von Anfang an.

In diesem Artikel geht es nicht um eine Grundsatzdiskussion über das Für und Wider von Sprachassistenten. Ich bin der Überzeugung, dass sich die Geräte in Zukunft weiter durchsetzen werden und wir künftig statt über Schalter, Fernbedienungen oder Apps viel mehr per Sprache steuern werden.  Daher ist es richtig und wichtig, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Ich sammle nun schon seit einigen Jahren meine Erfahrungen mit Alexa und teile diese hier im Blog regelmäßig.

Im heutigen Beitrag geht es über das Thema Sprachsteuerung (auch) im Kinderzimmer und was es dabei als Eltern zu erwarten, erfahren und zu lernen gibt. Last but not least , woran man denken sollte wenn man sich für einen Amazon Echo für Kinder entscheidet. Anders als in den USA ist eine „Kids Edition“ des smarten Lautsprechers mit speziellen Inhalten in Deutschland noch nicht lieferbar.

Alexa für Kinder: Die Vorteile

Ganz einfach: Die Sprachassistentin von Amazon ist einfach gut darin, auf Kommando Hörspiele oder Musik vorzutragen. Klar, Supereltern werden jetzt sagen: Vorlesen ist doch viel besser. Ist es auch. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Und dann: Statt Kinder mit Tablet oder Glotze „ruhig zu stellen“, wenn es mal nicht anders geht, ist mir ist ein Kind lieber, dass von Anfang an „zuhören“ lernt, als nur visuelle Eindrücke spannend zu finden.

Amazon Echo Dot - Dritte Generation

Alexa macht Lust auf Hörspiele

Ein Kind sollte sich zurückziehen können wann es will, um eine neue spannende Story von Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg oder den Drei Fragezeichen (gibt’s für kleinere Kinder auch als „Kids“ Version) zu hören. Ja, das ginge auch mit einem MP3-Player, klar. Moment, wozu ein MP3-Player? Das ginge auch mit einem CD-Player. Halt mal, warum ein CD-Player, das ginge auch mit einem Kassettendeck… Sie merken was? Genau. Im Grunde ist Alexa nur die logische Weiterentwicklung eines Abspielgerätes mit vielen weiteren Funktionen. Und nein, Sie macht Kinder nicht automatisch dumm, spielt ihnen gefährliches Zeugs vor oder spioniert heimlich ihre Spielgewohnheiten aus.

Als Amazon Prime Kunde für 69 Euro im Jahr hat man neben den üblichen Versandvorteilen automatisch Zugriff auf ein großes Repertoire an Musik und Hörspielen. Dabei sind immer mal wieder eine Auswahl unterschiedlicher Folgen je Hörspiel verfügbar.

Wer mehr möchte, kann zusätzlich Amazon Music Unlimited abonnieren. Für einen einzelnen Echo Dot, also beispielsweise den im Kinderzimmer, ist das bereits für 3,99 Euro im Monat zu haben. Für 7,99 Euro im Monat gilt das für alle Echos im Haushalt. Allerdings hat man dann immer nur die Möglichkeit auf einem Gerät Inhalte abzuspielen. Wer im Wohnzimmer auch Musik hören möchte, während gleichzeitig im Kinderzimmer Hörspiele laufen, benötigt das Amazon Unlimited Familienabo für 14,99 Euro im Monat.

Alexa beantwortet viele Fragen

Wieso, weshalb, warum. Wer nicht fragt bleibt dumm: Die Sprachassistentin ist gut darin, viele Fragen zu beantworten, die Kinder so mir nichts, dir nichts beschäftigen. „Alexa, was ist ein Elefant?“ und Alexa erklärt es. „Alexa, wie macht ein Elefant“ und Alexa spielt das Tröten eines Elefanten vor. „Alexa, wie weit ist der Mond von der Erde entfernt?“ Zack, und Alexa hat die Antwort.  Klar, solche Fragen kann und sollte ich als Elternteil gegenüber meinem Kind natürlich auch beantworten können. Aber ich bin nicht immer rund um die Uhr zur Stelle, kann nicht jede Frage auf Anhieb richtig beantworten und bin manchmal auch einfach nur müde. Warum nicht eine kleine Hilfe im Kinderzimmer parat haben, die auf die vielen Fragen oft eine gute Antwort weiß.

Mit Alexa lernt das Kind deutlich sprechen

Das erste, was uns sofort aufgefallen ist: Damit Alexa auch das tut, was man von ihr verlangt, muss man deutlich sprechen. Wörter richtig aussprechen, klare Sätze formulieren. Das ist bei kleinen Kindern nicht selbstverständlich. Und der Kleine hat ziemlich schnell gelernt, dass nuscheln bei Alexa nicht gut ankommt. Ein klar formulierter Satz: „Alexa, spiele bitte Benjamin Blümchen“ ist angesagt. Sicherlich, das „bitte“ ist nicht nötig. Aber man kann den Kindern ein wenig Höflichkeit gleich mit anerziehen. Schadet nicht. 

Funktionsprinzip Sprachassistenten am Beispiel Amazon Alexa

Kinder können Eltern mit Alexa kostenfrei anrufen

Ein schöner Effekt ist die Möglichkeit, innerhalb der Echo-Lautsprecher aber auch mit dem Smartphone über die Alexa App kostenfrei telefonieren zu können. Immer wenn Söhnchen also mit mir in Kontakt treten will, genügt ein „Alexa, ruf Papa an“ und mein Smartphone klingelt, egal wo ich gerade bin. Da hierfür die Internetverbindung genutzt wird, fallen keine zusätzlichen Telefongebühren an. Damit bei „Papa“ auch das entsprechende Smartphone klingelt, muss der Name im Adressbuch der Alexa App (unter dem Menüpunkt Kommunikation) entsprechend angepasst werden. 

Alexa für Kinder: Die Nachteile

Ok, es ist nicht alles Gold was glänzt. Obwohl es technisch möglich wäre, gibt es auch noch einige Punkte, an denen Amazon arbeiten sollte.

Alexa hört auch Kindern immer zu

Wenn Kinder einmal herausgefunden haben, dass Alexa Ihnen jederzeit immer aufs Wort gehorcht, dann kann das auch mal lästig werden. Zum Beispiel bei der Heimautomatisierung: So hat Sohnemann irgendwann gelernt wie wir Licht, Fernseher oder die HiFi-Anlage per Sprache steuern. Und wenn der junge Mann dann Abends frustriert im Bett liegt und sich ärgert, dass Papa und Mama im Wohnzimmer noch vor der Glotze sitzen, spricht er einfach das Zauberwort „Alexa, Anlage ausschalten“. Dann sitzen auch Mama und Papa plötzlich im Dunkeln. Suboptimal.

Das ginge theoretisch auch anders: Amazon hat längst die Stimmerkennung eingeführt und kann unterscheiden, WER mit Alexa spricht. Es müsste also technisch machbar sein, die Sprachassistentin so zu konfigurieren, dass Alexa beispielsweise ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr auf Kinderkommandos hört oder bestimmte Befehle – vor allem die Haussteuerung betreffend – ignoriert werden. Alternativ müssten einzelne Echo-Lautsprecher wenigstens so konfiguriert werden können, dass sie nur auf bestimmte Befehle gehorchen oder nicht Teil der Haussteuerung sind.

To-Dos wenn Kinder Alexa nutzen

Alexa für Kinder zeitlich einschränken

Wer nicht auf Amazon warten möchte, kann die Bereitschaft eines Echo-Lautsprechers im Kinderzimmer auch mit anderen Mitteln zumindest zeitlich einschränken. Da jeder smarte Lautsprecher per WLAN mit dem heimischen Router verbunden werden muss, kann im Router selbst die Zugriffszeit des Gerätes zeitlich beschränkt werden. Mit der AVM FritzBox beispielsweise lassen sich sämtliche verbundene Geräte individuell Nutzungszeiten zuweisen. Dabei lässt sich diese Zeit nach Wochentag und Uhrzeit unterschiedlich einstellen, also beispielsweise Montags bis Freitags nur von von 8 bis 21 Uhr, dafür an Wochenenden etwas länger. Auch die tägliche Nutzungsdauer kann unabhängig von der Uhrzeit beschränkt werden. In der übrigen Zeit ist der betreffende Echo Lautsprecher dann einfach offline und Alexa reagiert auf Anfragen schlicht mit dem Hinweis, dass zur Zeit keine Internetverbindung bestünde.

Zeitkontigente können mit der Fritz!Box 7390 und anderen Modellen individuell vergeben werden.

Zeitkontigente können mit der FritzBox individuell für jedes angeschlossene Gerät vergeben werden. So kann auch ein Echo Lautsprecher nur zu bestimmten Zeiten aktiv geschaltet werden.

Wem das zu kompliziert ist, der kann über die Alexa App auf dem Smartphone dem betreffenden Lautsprecher temporär auch schlicht ein anderes Aktivierungwort als das übliche“Alexa“ zuordnen. So reagiert der Sprachassistent wahlweise auch auf die Wörter „Echo“, „Amazon“ oder „Computer“.

Wer es den Kindern nicht verrät, hat eine Weile Ruhe. Allerdings: Auf vielen Echo Lautsprechern selbst ist neben den Buttons für die Lautstärke und das Mikrofon zur Stummschaltung auch ein weiterer Funktionsknopf. Wer diesen Knopf drückt, kann unabhängig vom eingestellten Aktivierungswort einen Sprachbefehl sprechen. Mein Sohn hatte das nach einem Tag bereits herausgefunden. Somit war die Änderung des Aktivierungswortes obsolet.

Datenschutz: Alexa Sprachbefehle löschen

Ein großer Kritikpunkt bei Sprachassistenten ist immer wieder die Speicherung der Sprachbefehle. Alles, was man Alexa über die Zeit anvertraut, wird abgespeichert. Die Sprachmitschnitte kann man auch selbst über die App jederzeit wieder abrufen und abspielen. Auch kann man Alexa mitteilen, ob sie dabei richtig oder falsch reagiert hat. Das hilft dabei, den Sprachassistenten noch besser zu machen. Auch Amazon und jeder andere Hersteller (Google, Apple, Microsoft) nutzen (sofern man es in der App erlaubt hat) Sprachmitschnitte um die KI zu verbessern. 

Alexa Sprachbefehle per App löschen

Wer nicht möchte, dass die Sprachmitschnitte der Kinder auf den Servern bleiben, kann diese jederzeit wieder löschen. Sprachmitschnitte lassen sich auf dem jeweiligen Echo-Lautsprecher per Sprachbefehl löschen. Aber auch über die App können die Aufnahmen wieder entfernt werden. Dazu geht man in der App auf Einstellungen -> Alexa Datenschutz -> Sprachaufnahmen-Verlauf überprüfen. Hier können dann alle Mitschnitte über einen bestimmten Datumsverlauf (von einem Tag bis hin zum kompletten Nutzungszeitraum) sowohl gesamt von allen verwendeten Echo Lautsprechern im Haushalt oder aber gefiltert nach bestimmten Lautsprechern (etwa nur den im Kinderzimmer) gelöscht werden. 

Alexa Spracheinkauf deaktivieren

In der Alexa App unter Einstellungen -> Alexa-Konto -> Sprachkeinkauf sollte die Funktion Spracheinkauf vor allem mit Kindern im Haushalt unbedingt deaktiviert werden.

Alexa Spracheinkäufe deaktivieren

Eine ganz wichtige Sache zum Schluss: Gerade wer Kinder im Haushalt hat, sollte die Möglichkeit, Einkäufe per Sprachbefehl via Amazon zu tätigen, unbedingt deaktivieren. Grundsätzlich rate ich dazu, diese Option ohnehin nicht zu nutzen.

Zu leicht kann es hier mal zu Missverständnissen kommen und plötzlich steht der Postbote mit 20 Kilo Waschmittel vor der Tür.

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3 Kommentare

  1. Ich bin beeindruckt von diesem Artikel! Es war ein echtes Vergnügen zu lesen und hat mir eine neue Perspektive gegeben :) Danke.

  2. Hallo,
    Eine sehr gute Zusammenfassung.
    Leider hat die Einschränkung der Nutzungszeit über den Router keinen wirklichen Erfolg – das hatte ich auch schon ausprobiert.
    1. Die Nutzungsdauer wird in der FritzBox leider ohne Unterbrechung mitgeschnitten, so dass eine Begrenzung auf z.B. 1,5h am Tag bereits vor dem Aufstehen aufgebraucht ist. Die Geräte scheinen dauerhaft eine Verbindung aufzubauen oder immer wieder kurze Datenpakete mit dem Netz auszutauschen.
    2. Den Internetzugriff zwischen 20:00 und 07:00 Uhr abzustellen hilft für die direkte Nutzung von Webinhalten und Sprachbefehlen, hat aber den Nachteil, dass es dann nicht einmal mehr möglich ist, einen Wecker zu stellen. Fiel daher bei uns aus, da unsere Tochter die Alexa unter Anderem dafür bekommen hat. :-(

    Viele Grüße,
    Oliver

  3. Hallo Oliver,
    danke für Deine Anmerkungen. Ja da hast Du einen Punkt, was die Nutzungsdauer angeht. Das mit dem Wecker: Wann soll denn geweckt werden? Es müsste doch funktionieren, wenn der Internetzugriff kurz vor dem Alarm wieder erlaubt ist. Also z.B. Wecker um 7:30 Uhr, Internet wieder ab 7:28 Uhr.

    Beste Grüße
    Dennis

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