Die im November an die Öffentlichkeit gelangten Daten und privaten E-Mails führender Klimawissenschaftler haben – wie nicht anders zu erwarten – zu erneut heftigem Streit um das wahre Ausmaß des menschgemachten Klimawandels geführt. Auf seiner Homepage meldet sich nun Eduardo Zorita, Klimaforscher am Institut für Küstenforschung in Geesthacht, zu Wort. Er war am vierten IPCC-Bericht beteiligt und auch seine eigenen Mails sowie Diskussionen über ihn sind Teil des CRU-Hacks.
In seinem Statement sieht er die Klimaforschung noch vor vielen offenen Fragen. Aber vor allem bemängelt er das verstörende Klima im Umgang untereinander. Von Einschüchterung und subtiler Erpressung ist die Rede. Er warnt Entscheidungsträger davor, die bestehenden Unklarheiten zu verbergen. Zudem stellt er fest, dass es in der Forschung viele gibt, die ihre Ergebnisse unter dem Druck einer „political correctness“ anpassen würden um überhaupt gehört zu werden. Zorita fordert, dass Phil Jones, Michael Mann und Stefan Ramstorf von zukünftigen IPCC-Berichten ausgeschlossen werden sollten. Zum besseren Verständnis hier der von mir übersetzte Text aus dem englischen Original:
Warum ich denke, dass Michael Mann, Phil Jones und Stefan Ramstorf vom IPCC-Prozess ausgeschlossen werden sollten.
Eduardo Zorita, November 2009
Kurze Antwort: Weil die wissenschaftlichen Einschätzungen, an denen sie teilnehmen mögen, nicht mehr glaubwürdig sind.
Eine lange Antwort: Meine Stimme ist nicht sehr wichtig. Ich gehöre zur Klimaforschungs-Infanterie, veröffentliche ein paar Papiere pro Jahr, überprüfe ein paar Manuskripte pro Jahr und nehme an ein paar Forschungsprojekten teil. Ich bin weder Teil eines wichtigen Komitees noch betreibe ich meine Aktivitäten in der Öffentlichkeit. Mein sehr kleiner Anteil in der öffentlichen Arena war, dass ich als Autor meinen Beitrag zum vierten IPCC-Report geleistet habe.
Mit dem Schreiben dieser Zeilen werde ich wahrscheinlich nur erreichen, dass einige meiner zukünftigen Studien, mal wieder, nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden. Mein Forschungsbereich ist das Klima der letzten Jahrtausende, in dem ich – so glaube ich – bei anderen Klimaforschungs-„Soldaten“, anerkannt bin. Und so kam es, dass auch ein wenig meines Mailaustausches mit Keith Briffa und Timothy Osborn in den CRU-Daten gefunden werden kann, die kürzlich im Internet veröffentlicht wurden.
Zu der Frage der Legalität oder Ethik, diese Dateien zu lesen, werde ich später noch einige Worte schreiben.
Diese Worte sollen nicht bedeuten, dass ich glaube, der anthropogene* Klimawandel sei ein Schwindel. Im Gegenteil, es ist eine Frage, der wir uns sehr bewusst sein müssen. Aber ich bin mir ebenso bewusst, dass in dieser dicken Atmosphäre – und ich spreche jetzt nicht von Treibhausgasen – Redakteure, Gutachter und Autoren von alternativen Studien, Analysen, Interpretationen – sogar wenn sie auf den gleichen Daten basieren die uns zur Verfügung stehen – eingeschüchtert und subtil erpresst wurden. In einer solchen Atmosphäre geraten Doktoranden häufig in die Versuchung ihre Daten so zu optimieren, dass sie in das „politisch korrekte Bild“ passen.
Einige, oder viele Dinge über den Klimawandel sind immer noch nicht wirklich verstanden.
Die Entscheidungsträger sollten sich davor hüten, diese Unklarheiten unter einem vereinheitlichen Bild zu verbergen. Ich hatte das „Vergnügen“ dies in allen Bereichen meiner Forschung zu erleben.
Ich bedanke mich ausdrücklich bei Keith Briffa und Tim Osborn für ihre Arbeit an der Formulierung eines Kapitels im IPCC-Report. Wie man aus diesen E-Mails ersehen kann, haben sie dem offensichtlichen Druck anderer IPCC-Autoren, die keine Experten in diesem Forschungsbereich sind, widerstanden, ein verzerrtes Bild über unsere Kenntnis des Hockey-Stick-Graphen** zu übermitteln.
Ist es legal oder ethisch, die CRU-Daten zu lesen? Ich bin kein Anwalt. Es sieht wohl so aus, wenn diese Daten gehackt wurden, dass es sich hier um einen illegalen Akt handelte. Wenn sie durchgesickert sind, könnte es sich um eine vom Gesetz geschützte Whistleblower-Aktion gehandelt haben. Ich denke, es ist nicht unethisch sie zu lesen. Einmal veröffentlicht, fühle ich mich selbst berechtigt zu lesen, wie einige Forscher versucht haben, Gutachter dahingehend zu beeinflussen, die Veröffentlichung unserer Arbeit am „Hockey Stick Graphen“ zum Scheitern zu bringen oder zu lesen, wie einige IPCC-Autoren versucht haben, diese Arbeit vom IPCC-Bericht unter dubiosen Gründen auszuschließen. Außerdem beinhalten diese Mails keinerlei persönliche Informationen. Sie sind ein Beleg von vielen stumpfsinniger Aktivitäten typischer Klimatologen zusammen mit einem realistischen Einblick von sehr verstörendem professionellem Verhalten.
* anthropogener Klimawandel = von Menschen verursachter Klimawandel (anm. d. Red.)
** Hockey-Stick Graph: Ein 1999 veröffentlichtes Diagramm als Teil einer wissenschaftlichen Untersuchung von Michael E. Mann, Raymond S. Bradley und Malcolm K. Hughes zur globalen Erwärmung. Es stellt den Temperaturverlauf der Erde während der vergangenen tausend Jahre dar und ähnelt im Verlauf einem Hockeyschläger. Das Diagramm ist jedoch wegen Fehlern in der computerbasierten Auswertung der Basisdaten heftig umstritten. (anm. d Red.)
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